Report: Conference on Smart Mobility Services 2018

Titel: CoSMoS – Conference on Smart Mobility Services
Datum: 8. März 2018
Ort: Technische Hochschule Ingolstadt

Wie sieht die Zukunft der Mobilität aus? Welche Lösungen für die Herausforderungen der urbanen und der ländlichen Mobilität gibt es bereits? Welches Potenzial bieten intelligente Mobilitätsservices? Wie verändern sich die Geschäftsmodelle von Automobilherstellern und Mobilitätsanbietern?
Diese und weitere Fragen standen im Mittelpunkt der dritten Conference on Smart Mobility Services am 8. März 2018. Unter dem Titel „digital, intelligent, vernetzt, nachhaltig“ waren dazu mehr als 180 Teilnehmer aus Bayern und dem gesamten Bundesgebiet an die Technische Hochschule in Ingolstadt (THI) gekommen.

Der Vormittag: Mobilitätstrends im Überblick

Die Konferenz begann mit der Begrüßung von Herr Prof. Dr. Walter Schober, dem Präsidenten der Technischen Hochschule Ingolstadt. Anschließend erläuterte Frau Jennifer Reinz-Zettler von Bayern Innovativ die Trends im Mobilitätsmarkt. Sie ordnete unter anderem die unterschiedlichen neuen Mobilitätsangebote ein und zeigte den aktuellen Stand an Pilotprojekten mit autonomen Fahrzeugen.


In der nächsten Präsentation konnten die Teilnehmer auf ihren Smartphones an Umfragen zu Mobilitätstrends teilnehmen. Prof. Dr. Hary Wagner und Markus Derer stellten die aus Ihrer Sicht entscheidenden vier Mobilitätstrends vor.

  • Autonomes Fahren: selbständiges zielgerichtetes Fahren eines Fahrzeugs im realen Verkehr, ohne Eingriff des Fahrers
  • Connectivity und Digitalisierung: Organisation im Netzwerk, Internet der Dinge
  • Elektromobilität: Fahrzeuge die von einem Elektromotor angetrieben werden
  • Share Econonomy: systematisches Ausleihen und gegenseitiges Bereitstellen von Gegenständen

Nach jeder Trendbeschreibung stimmten die Teilnehmer über slido.com anhand von Thesen ab wie viel Einfluss der jeweilige Trend vorrausichtlich in der Zukunft spielen wird.

Es folgte Heinz Hollerweger von Audi, der in einem amüsanten und lebhaften Vortrag erklärte, dass das Autofahren heutzutage nicht mehr als „feel good“ Erlebnis erlebt wird. Schuld daran sind vor allem die Probleme im urbanen Verkehr. Daraus abgeleitet entstehen neue Geschäftsmodelle. Durch die abnehmende Faszination des Fahrens steigt die Bereitschaft die Mobilität zu teilen und unterschiedliche Angebote on-demand zu nutzen. Durch diese neuen Geschäftsmodelle mit weniger Autoeigentum müssten beispielsweise die Autohändler umsteuern. Ein besonderer Aspekt beim autonomen geteilten Fahren auf dem Land und in der Stadt wird Sicherheit und Sauberkeit sein. Die Fahrzeuge müssen den Komfort und die Sauberkeit eines eigenen Pkws haben. Darüber hinaus müssen sie sicher im Sinne von Hacking, Unfallprävention und Situation mit anderen Passagieren sein.

Anschließend berichtet Thomas Kärchner von der Telefonica wie Mobilfunkdaten zur Verkehrsplanung genutzt werden können. Anhand von anonymisierter, aggregierter und extrapolierter Daten der Mobilfunkzellen wurde eine Studie „so bewegt sich Deutschland“ erstellt. In dieser Studie konnten Postleitzahl-genau das Verkehrsaufkommen in andere Gebiete ermittelt werden. So konnten auch die durchschnittlichen Pendlerwege ermittelt werden. Die Daten lassen sich auch nutzen um Car- und Ridesharing Services zu optimieren.

Marko Javornik von Comtrade Digital nahm die Teilnehmer mit in die Luftverkehrsbranche und zeigte anhand von Ryanair wie sich Geschäftsmodelle verändern werden. Bisher bezahlen die Kunden bei Ryanair ihren Flug. In einem Travel Ecosystem macht es aber Sinn, dass auch profitierende Unternehmen am Zielort, z.B. Touristenattraktionen, ein Teil der Reisekosten übernehmen. Diese Unternehmen profitieren von der Anwesenheit der Fluggäste. Ryanair verkauft Produkte und Services für diese Unternehmen bereits heute schon, z.B. Hotels am Ende der Flugbuchung. Dieser sogenannte Open Marketplace wird in Zukunft zunehmen und neben der Unterbringung und Touristenattraktion weitere Services wie Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten einschließen. Durch diesen zweiten Revenuestrom sinkt der Flugpreis für den Kunden. Ein ähnliches System ist auch für die bodengebundene Mobilität möglich.

Der Nachmittag: Lösungen für die zukünftige Mobilität und Live ins Silicon Valley

Während der Mittagspause und der späteren Kaffeepause gab es die Möglichkeit mit Konferenzteilnehmer zu netwerken und die Ausstellungsfläche zu besuchen.
Der Nachmittag begann mit einem Vortrag von Marucs Willand von MHP, der die Idee einer Mobility-as-a-Service Lösung für z.B. Stuttgart erläuterte. Wichtig seien in diesem Falle nudging, Flexibilität für den Kunden und eine Dynamisierung der Preise (bspw. für Parkplätze).
Es folgte Helmut Winhofer von upstream Mobility aus Wien. Er zeigt wie upstream digitale Geschäftsmodelle in ihren Apps integrieren. Unter anderem habe sie für die Wiener Linien eine App entwickelt in der alle Mobilitätsoptionen in angezeigt und gebucht werden können. Ferner arbeiten Sie mit Kommunen zusammen um umweltfreundliche Nahmobilität in neuen Quartieren bspw. mit Quartiersgaragen für Lastenfahrräder zu etablieren und mit Unternehmen an betrieblichem Mobilitätsmanagement. Auch auf der IT-Trans war upstream vor Ort (Mehr Informationen)
Es folgte Eike Sommer von drivenow. Er zeigte wie drivenow in den letzten Jahren auf eine Millionen Kunden in 13 Städten in Europa gewachsen ist. Für Carsharing sieht drivenow auch in Zukunft einen wachsenden Markt bei Fahrten von 5 bis 10 Kilometern. Neuste Services sind beispielsweise die Unterstützung beim Parkplatzsuchen und die Kooperation mit Points of Interests wie Rewe oder das Digitale Bezahlen bei Total.
Anschließend folgten Pitches von Studenten und Doktoranden der THI mit Ideen zur zukünftigen Mobilität. Unter anderem: Seamless mobility Lösungen, Übertragbarkeit von Mobilitätskonzepte,

Nach der Kaffeepause war Silicon Valley Atmosphäre in Ingolstadt. Per Liveschalte hielt Regina Clewlow, Gründerin von Populus einen Vortrag zum Thema „Redefining Mobility“. Sie stellte in ihrer durchgeführten Studie unter anderem fest, dass 9% der Ridesharingnutzer von Uber und Lyft in den USA ihr Auto wegen des neuen komfortablen Services abgeschafft haben. 24% der Ridesharingkunden nutzen das Angebot täglich.
Aus dem Silicon Valley ging es zurück zur Deutschen Bahn: Markus Pellmann-Janssen stellte die neue Marke ioki der DB vor. ioki testet aktuell in Frankfurt mit ihren Mitarbeitern ein Ridesharingsystem.
Da digitalisierte Märkte zur Monopolisierung streben wird auch dieser Markt am Ende unter großen Playern aufgeteilt. Aus diesem Grund will die Deutsche Bahn Verkehrsunternehmen mit Ihrem Know-How und Ihrer Software bei Projekten wie autonomen Fahren und Ridesharing unterstützen um die Abhängigkeit zu den großen Playern zu reduzieren.


Danach anschließend präsentierte Wolfgang Inninger vom Fraunhofer IML das Mobilitätsprojekt in Passau für den ländlichen Raum. Das Forschungsprojekt immer mobil fördert individuelle ortsbezogene
Verkehrsdienstleistungen für ältere Menschen im ländlichen Raum. Ziel des dreijährigen Projektes ist die Ermittlung welches Verkehrsmittel bzw. welcher Service am besten geeignet ist. In Passau gibt es nun eine Mobilitätszentrale und -plattform als einheitliche Anlaufstelle für Bürger und Auskunftsmöglichkeit.
Die Konferenz endete mit einem Vortrag von Dr. Michael Gröschel der in seinem Vortrag deutlich machte, dass zukünftige Mobilitätslösungen auch neue Formen der Zusammenarbeit erfordern.
Abschließend konnten die Teilnehmer bei Buffett und Get-together die Themen der Konferenz weiter miteinander diskutieren.

Die Conference on Smart Mobility Services führte erfolgreich Vor- und Querdenker aus der Automobilbranche, Mobilitätsanbieter, Car Sharing Anbieter, ÖPNV-Betriebe, Nah- und Fernverkehrsunternehmen, Beratungsunternehmen, (IT-)Dienstleistungsunternehmen & Softwareunternehmen sowie Kommunen zusammen. Konzipiert und organisiert wurde sie von der Bayern Innovativ GmbH in enger Kooperation mit dem Lehrstuhl für Automotive und Mobility Management an der Technischen Hochschule in Ingolstadt. Unterstützung erfuhr die Konferenz zudem durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie sowie dem Zentrum Digitalisierung Bayern.

Auch im kommenden Jahr 2019 wird es wieder eine Conference on Smart Mobility Services. Wann genau erfahren Sie spätestens Anfang 2019 hier auf LogiMobi.
Teilnehmer der Konferenz können online die Präsentationen der Referenten downloaden.
Einen kleinen Videobeitrag zur Konferenz vom Regionalfernsehen in Ingolstadt gibt es hier: INTV – „Digital, Intelligent, Vernetzt“

 
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